Cirrus Research bei einem Rettungseinsatz. Wenn Rettungssanitäter bei einem Einsatz durch die Straßen rasen, ist die Sirene ein sehr vertrautes und allgegenwärtiges Geräusch. Das akustische Warnsignal ist für Rettungskräfte, Polizei und Co. unverzichtbar, um schnellstmöglich am Einsatzort zu sein. Doch wie laut ist die Sirene eigentlich? In Zusammenarbeit mit Thorsten Staarmann, Einsatzleiter des Malteser Hilfsdienstes Frankfurt und Main-Taunus-Kreis, und mit Hilfe unserer Optimus Schallpegelmesserhaben wir uns das genauer angesehen.
Was Sie über den Einsatz der Sirene wissen sollten:
- Das Martinshorn darf nur in Verbindung mit dem Blaulicht genutzt werden.
- In diesem Fall darf der Fahrer des RTW nach §38 StVO das sogenannte "Wegerecht" in Anspruch nehmen. Das heißt, dass Verkehrsteilnehmer dem Rettungswagen Platz machen müssen.
- Das Wegerecht ist aber nicht mit dem Sonderrecht gleichzusetzen, das die Abweichung von der Straßenverkehrsordnung erlaubt (wie beispielsweise eine rote Ampel überqueren). Fahrzeugführer des Rettungsdienstes dürfen sich nur über die Regeln der StVO hinwegsetzen, wenn höchste Eile geboten ist, um Menschenleben zu retten oder schwere gesundheitliche Schäden abzuwenden. Selbiges gilt beispielsweise auch für Privat-PKWs, sollten diese einen bedrohlich Verletzten oder eine Gebärende ins Krankenhaus befördern.
- Trotzdem müssen sich Fahrer eines RTW weitestgehend an die Straßenverkehrsordnung halten. Polizei und Feuerwehr dürfen beispielsweise in bestimmten Situationen zusätzlich zum Wegerecht das sogenannte "Sonderrecht" in Anspruch nehmen. In diesem Fall sind die Fahrzeuge nach §35 StVO von den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung befreit.
- Auf dem RTW des Malteser Hilfsdiensts steht das Wort "Rettungsdienst" spiegelverkehrt auf der Motorhaube, damit vorausfahrende Fahrzeuge im Rückspiegel lesen können, welches Fahrzeug angefahren kommt.
Eine Krankenwagensirene - zwei Töne
Was viele nicht wissen, ist, dass die Sirene zwei verschiedene Töne erzeugt: Jeder Rettungswagen des Malteser Hilfsdienstes verfügt über ein elektrisches Horn und ein Drucklufthorn (das Martinshorn), die jeweils Signale mit einer bestimmten Grundfrequenz (genormt nach DIN 14610) abgeben.
Der Klang eines elektrischen Horns
Wenn Rettungssanitäter zu einem Notfall eilen, ist das elektrische Horn ein sehr präsentes Geräusch und eine Warnung für den übrigen Verkehr. Das akustische Warnsignal ist für Rettungskräfte, Polizei und Co. unverzichtbar, um so schnell wie möglich zum Einsatzort zu gelangen.
Das Lufthorn
Die Sirene kommt nicht immer zum Einsatz: Der Malteser Hilfsdienst setzt die Sirene auf dem Weg zum Einsatzort je nach Situation und auf Anweisung der Leitstelle oder des Sanitätsdienstes ein.
Messung der Lärmpegel in Krankenwagen - die Spitzenwerte der Messungen
Schalldruckpegel der elektrischen Sirene und der Sirene aus einer Entfernung von 1,5 Metern
Zunächst wurde die elektrische Sirene des Malteser Krankenwagens aus einer Entfernung von 1,5 Metern gemessen. Dabei ergab sich ein durchschnittlicher Geräuschpegel von 109,45 Dezibel (dB), was in etwa dem Geräusch einer Kettensäge entspricht. Der höchste gemessene Wert lag bei 120,73 dB. Dies entspricht dem Lärmpegel eines Rockkonzerts. In Kombination mit der Sirene war der durchschnittliche Lärmpegel mit 107,65 dB etwas leiser. Das liegt daran, dass ein Drucklufthorn den Schall anders verteilt und daher in größerer Entfernung wirksamer ist. Dennoch erreichte die laute Kombination einen Spitzenwert von 126,91 dB.
Höchstwerte der Messung
- Elektrisches Horn - 120,73 dB
- Elektrisches Horn und Sirene - 126,91 dB
Sirenenlautstärke aus einer Entfernung von 20 Metern
Aus einer Entfernung von 20 Metern war es noch ein paar Nuancen leiser: Das elektrische Horn erreichte 97,55 dB - der Geräuschpegel in einem Sägewerk zum Beispiel. Zusammen mit dem Drucklufthorn wurde wieder die Hundert-Dezibel-Marke überschritten, und mit 103,54 dB war der Geräuschpegel in etwa mit dem einer Disco vergleichbar. Die Spitzenwerte lagen hier bei 109,39 dB und 119,53 dB.
Höchstwerte der 20-Meter-Messung
- Elektrisches Horn - 109,39 dB
- Elektrisches Horn und Sirene - 119,53 dB
Schallpegelmessung in der Fahrerkabine
Zu guter Letzt wurde der Geräuschpegel in der Fahrerkabine des Krankenwagens gemessen. Der gut isolierte Innenraum reduzierte den Lärmpegel auf durchschnittlich 83,33 dB (nur E-Horn) und 85,73 dB (E-Horn und Sirene).
Höchstwerte der Messung in der Fahrerkabine
- Elektrisches Horn - 99,92 dB
- Elektrisches Horn und Sirene - 104,85 dB
Schlussfolgerung: Lärmpegelmessung in Krankenwagen
Die gemessenen Werte liegen alle zwischen 85 und 127 Dezibel, was mit einer stark befahrenen Straße und einem Düsenflugzeug verglichen werden kann. Eine in Betrieb befindliche Sirene stellt keine Gefahr für Fußgänger oder Verkehrsteilnehmer dar. Obwohl das Warnsignal einen immensen Geräuschpegel erreicht, wäre es nur dann gesundheitsschädlich, wenn es über einen längeren Zeitraum hinweg ausgesetzt würde. Außerdem setzen Sanitäter, Polizei und Feuerwehr die Sirene nur in Notfällen oder auf Anweisung des Notarztes ein.